3D-Test: Samsung 46-D6500:
Full-HD, Half-HD oder doch nur Quarter-HD?

Auf der Suche nach der Auflösung bei der Samsung „Serie 6“
Eine Problemanalyse

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Auch in diesem Herbst bleibt die dritte Dimension das Thema schlechthin im Heimkinosegment und für die Hersteller das wichtigste Verkaufszugpferd. Und wie bei jeder jungen Technologie gibt es in der „Pionierzeit“ besonders viel Spielraum für Qualitätsverbesserungen von Generation zu Generation. Und wie es sich für einen gesunden Wettbewerb gehört, verfolgen verschiedene Hersteller unterschiedliche Technologie-Ansätze, die jeweils ihre Vor- und Nachteile mit sich bringen.

Solange für 3D daheim noch Brillen notwendig sind, konkurrieren zwei verschiedene Systeme: Die passive Polarisationsbrille (eingesetzt bei diversen Modellen von LG und Toshiba) verspricht eine höhere Augenfreundlichkeit, leichtere Brillen, mehr Lichtausbeute und bequemere Nutzung, während die aktive Shutter Brille vor allem mit der Erhaltung der vollen HD-Auflösung und einer damit verbundenen besseren Bildschärfe ohne Treppenstufen kontert. Und bislang wurden die objektiven Tatsachen diesbezüglich auch von keiner Seite angezweifelt: Passive 3D-Fernseher verteilen abwechselnd jede Bildzeile auf die beiden Augen, so dass jeweils nur de halbe Auflösung von 1920x540 Pixeln mit schwarzen Zeilen dazwischen verbleibt, während die Shutter-Technologie durch ihre sequentielle Darstellung (zeitlich hintereinander) zwar ein wenig mehr den Hang zum Flimmern hat (zumindest bei TVs mit niedrigerer Bildfrequenz), dafür aber für jedes Auge die volle HD Auflösung bereit stellt.

Auch wir von Cine4Home waren stets in diesem Glauben, bis wir vor einigen Wochen von verunsicherten Lesern gebeten wurden, uns doch einmal eines neuartigen Problems mit der 6000 Reihe von Samsung anzunehmen: Angeblich würden diese Modelle zwar in 2D hervorragende (Detail)-Arbeit leisten, doch im 3D-Modus wäre ihre Auflösung so weit reduziert, dass nicht nur von FullHD keine Rede mehr sein könnte, sondern selbst aus moderaten Betrachtungsabständen störende Treppenstufen zu sehen seien, die eher an eine VGA Auflösung denn High Definition erinnern. Betroffen seien nahezu alle Modelle der aktuellen Samsung 6000er Reihe.



Samsung 46-D6500


Auf diese Nachricht reagierten wir zunächst mit Skepsis, denn schließlich sind derartige Probleme nicht immer unbedingt auf einen Gerätemangel zurückzuführen, sondern können auch die Folge falscher Bedienung oder minderwertiger anderer Komponenten in der Kette sein (z.B. Zuspieler). Zudem haben die betroffen Geräte in vielen Publikationen hervorragende Test-Ergebnisse erzielt, welche mit derartig offensichtlichen Mängeln nur schwer zu erklären wären.

Aus dieser überraschenden Situation heraus wurde unser Neugier geweckt und um wirklich objektiv und fair den Problemen auf den Grund zu gehen, gingen wir diesmal nicht den Weg, ein Gerät beim Hersteller zum Test zu bestellen. Stattdessen haben wir, mit eigenem Material und Test-Equipment ausgerüstet, uns direkt bei betroffenen Kunden entsprechende Geräte angesehen und auch im Handel in Bonn, Köln und Hannover untersucht. Vorweggenommen können wir bereits jetzt sagen, die Ergebnisse sind erschreckend.

Anmerkung: Um alle eventuellen Probleme auszuschließen, haben wir mit unterschiedlichen BluRay Playern und Kabeln getestet. Das Ergebnis blieb stets dasselbe.

 


1. Samsung UE46-D6500

Wenn die Auflösungsreduzierung tatsächlich so augenfällig sein sollte, wie von den Besitzern behauptet, so muss sie ja auch mit herkömmlichem Spielfilmmaterial direkt erkennbar sein. Aus dieser Prämisse heraus starteten wir unseren Sichttest mit einem der vielen derzeit erhältlichen 3D-Animationsfilme.



Das Ergebnis und der Schrecken ließen nicht lange auf sich warten. Ohne auf die lange Suche gehen zu müssen, war ein eklatanter Auflösungsverlust gegenüber der FullHD (2D) Version in nahezu jedem Bilddetail unübersehbar. Als Beispiel vergrößern wir an dieser Stelle das markierte Bilddetail aus oben gezeigter Szene:



Foto durch die linke Brille Zuspielung nativ 3D 1080P24 Frame Packing


Dieser Ausschnitt wurde nicht nachbearbeitet, sondern direkt durch das linke Brillenglas der originalen Samsung Shutterbrille aufgenommen. Man erkennt die deutlichen Treppenstufen und eine reduzierte Auflösung, auf dem rechten Auge sogar noch stärker, als auf dem linken:



Rechtes Auge Zuspielung 1080P24 Frame Packaging


Wie hoch fällt dieser Auflösungsverlust nun quantitativ genau aus? Um dies zu untersuchen und in Zahlen zu fassen (und um einen Masteringfehler des Filmes als Ursache auszuschließen), haben wir im nächsten Schritt ein hochauflösendes FullHD 3D-Testbild zugespielt. Schon ohne Brille fiel auf, dass die vertikale Auflösung (1080) halbiert wird (auf 540 Zeilen), was sich daran zeigt, dass die abwechselnden schwarzen und weißen Linien mit jeweils einem Pixel Höhe zu einem Grau verschmelzen.



Originale Auflösung des FullHD 3D-Testbildes…


…und das reduzierte Ergebnis des Samsung D6500


Dieser Auflösungsverlust entsteht schon vor der Brille und betrifft somit automatisch beide Augen. Als Zwischenergebnis ist hier schon deutlich, dass die 3D-Auflösung des TVs nicht 1920x1080, sondern lediglich 1920x540 Bildzeilen beträgt, gleichsam also nur „Half HD“.



Immerhin wird auf dem linken Auge die volle horizontale Auflösung erhalten, wie unser nächster Check durch das linke Brillenglas belegt: Das Foto zeigt deutlich die vertikalen Linien einer Pixel Breite. Merklich schlechter sieht es hingegen auf dem rechten Auge aus:



Das Foto zeigt, dass auf dem rechten Kanal auch die horizontale Auflösung mindestens halbiert wird, alle Linien verwischen hier zu einem Einheitsgrau. Unser Vergleichsfoto durch beide Brillengläser gleichzeitig macht den Unterschied noch deutlicher:



Ergebnis: Auf dem linken Auge haben wir es mit einem Auflösungsverlust von 50% zu tun (HalfHD: 1920x540), auf dem rechten Auge sogar mit einem Auflösungsverlust von 75% (QuarterHD: 960x540). Dass diese Verluste auch nicht von einer intelligenten Skalierung abgemildert werden, zeigt die Darstellung des gröberen Testmusters mit zwei Leerpixeln Abstand:



Während auf dem linken Auge die horizontale Auflösung erhalten bleibt, wird auf dem rechten Auge eine simple Pixelverdopplung durchgeführt: Sowohl die Abstände als auch die Linien erscheinen doppelt so breit, als im FullHD-Original. Störende Treppenstufen werden dadurch begünstigt.



Um sicherzustellen, dass diese schlechte Auflösung in 3D nicht bereits durch ein Firmware-Update behoben wurde, haben wir uns im Info-Menü von der Aktualität der Software überzeugt (siehe Bild oben). Um eine Vergleichbarkeit in der Produktionsserie zu bieten, haben wir auch den Modellcode und die Versionsnummer festgehalten:



Die betroffenen Samsung-Kunden haben sich also nicht geirrt: Der bemängelte Auflösungsverlust konnte in unserem Test nachvollzogen und in Bildern festgehalten werden:



Oben: Reduziertes 3D
Unten: FullHD 2D


Wie bereits erwähnt, scheiden Bildmaterial, Zuspielung, Kabel, Bildeinstellung und Firmware als Fehlerursache aus. Doch damit haben wir uns nicht begnügt:

 


2. Toshiba 55ZL1

Im zweiten Test untersuchen wir dasselbe Bildmaterial mit denselben Zuspielern, aber diesmal nicht in Verbindung mit einem Samsung-TV, sondern mit einem Toshiba 55ZL1, einem der derzeitigen Topmodelle des renommierten, japanischen Herstellers.



Schon im Menü einer unserer Testscheiben kann man den Unterschied erkennen: Hier gibt es keine störenden Treppenstufen, wie beim Samsung der 6000er Reihe, sondern die volle Auflösung bleibt erhalten. Und auch unser differenzierter Auflösungstest mit entsprechenden FullHD-Mustern bestand der Toshiba 55ZL1 mit Bravour: Sowohl die horizontale als auch die vertikale FullHD-Auflösung bleibt voll auf beiden Augen(!) erhalten:




Die volle Auflösung (vertikal / horizontal) auf beiden Augen!


Zudem findet auch keinerlei Skalierung statt, so dass eine pixelgenaue Detaildarstellung sowohl in 2D als auch 3D geboten wird, was sich in einer wesentlich besseren Bildqualität gegenüber dem Samsung äußert:



Der Toshiba 55ZL1 beweist: Die Shutterbrillen-Technologie wird ihrem Anspruch gerecht, FullHD auch in 3D zu ermöglichen. Doch fairerweise muss man auch dazu sagen, dass dieses Gerät mit einem Preis von ca. €5000.- auch in einer anderen Preisliga spielt, als der günstige Samsung D6500. Kann man derartig gute Ergebnisse etwa in günstigen Preisklassen nicht erwarten? Aufschluss gibt unsere dritte Testreihe…

 


3. Panasonic TX-P46GT30E

Auch Panasonic bewirbt den Auflösungs-Vorteil seiner Shutterbrillentechnologie aktiv im direkten Vergleich zu passiv arbeitenden Konkurrenzmodellen. Und wie bei Samsung ist in entsprechenden Publikationen seitens Panasonic keine Differenzierung in der Auflösung in Hinsicht zu den Modellreihen abzulesen. Somit erwarten wir auch bei den günstigen Einstiegsmodellen die volle HD-Auflösung in 3D. Zur Überprüfung holten wir uns den aktuellen Panasonic P46GT30E in unser Testlabor, ein Flat-TV derselben Preisklasse, in der auch der Samsung D6500 liegt.



Auch hier kamen dasselbe Bildmaterial und dieselben Zuspieler zum Einsatz, um eine absolute Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Und der P46GT30E hält in der Praxis auch das, was sein Hersteller Panasonic verspricht.


Oben; Panasonic
Unten: Samsung


Normales Bildmaterial behält nicht nur seinen natürlichen Detailreichtum, sondern, wie beim Toshiba, werden auf beiden Augen die volle horizontale Auflösung (1920) und die volle vertikale Auflösung (1080) erhalten.



Perfekte Detail-Wiedergabe beim
Panasonic TX-P46GT30E


Und wie beim Toshiba erfolgt die Darstellung nativ und pixelgenau und gibt so ohne Verfremdung das FullHD Original wieder, so soll es sein.

 


4. Fazit

Bis zum heutigen Tage war es „Common Sense“, dass einer der entscheidenden Vorteile der 3D-Shuttertechnologe der Erhalt der FullHD-Auflösung ist und damit der hervorragende Detailreichtum, den Heimkinofans von 2D bereits gewohnt sind. Und zu diesem Common Sense haben die marktführenden Hersteller wie Panasonic und Samsung erheblich beigetragen. Wie prägnant die jeweiligen Hersteller mit ihrer Produktqualität hinter ihren beworbenen Konzepten stehen, zeigt unser obiger 3D-Test.

Kann man bei Samsung in den Einstiegsklassen nur „Half-HD 3D“ oder gar „Quarter HD 3D“ erwarten, oder handelt es sich um einen unbeabsichtigten Fehler? „Is it a bug or is it a feature“? Und darf der Kunde pauschal nicht davon ausgehen, dass ausnahmslos jedes spezifisches Samsung-Fernsehmodell tatsächlich auch in 3D die volle HD Auflösung anzeigt? Diese Fragen können wir als Testmagazin nicht verbindlich beantworten, sondern lediglich die objektiven Ergebnisse wiedergeben. Und diese sprechen derzeit für sich.



An den Diskussionen, was wann wo auf welchem Karton oder Fernseher stand möchten wir uns daher nicht beteiligen. Fakt ist allerdings, dass Samsung bis zum heutigen Tag nirgendwo explizit darauf hinweist, dass die 6er Serie nur zu 3D mit deutlichen Auflösungsverlusten in der Lage ist. Unerklärlich erscheint uns auch, dass Geräte der 6er Serie in anderen Publikationen trotz dieses dokumentierten Problems Testsieger wurden.

Auch ist dieses nicht der erste gravierende Mangel, der uns bei Tests von Samsung TVs untergekommen ist und der durch eine bessere Qualitätskontrolle vermeidbar gewesen wäre. Man denke nur an das Einbrennen der Plasma TV (wie in unserem Test beschrieben) oder aber auch das extreme Clouding auf vielen Samsung 55Zoll Panels.

Fakt ist auch, dass eine zunehmende Zahl von Käufern die Einschränkungen in der 3D Darstellung bemerkt, sich aufgrund der mangelnden Vorabinformationen seitens des Herstellers getäuscht fühlt und bisher vergeblich versucht, eine verbindliche Stellungnahme zu erwirken. Selbstverständlich haben auch wir nach unseren Ergebnissen umgehend bei Samsung um eine Stellungnahme gebeten, die allerdings leider ausblieb.

Wie Samsung jetzt mit seinen verärgerten Kunden umgeht und das wachsende Potenzial des Imageschadens erkennt, lässt sich nur mutmaßen. Es ist zu erwarten, dass weitere renommierte Testmagazine in ihrer unabhängigen Objektivität und damit im Interesse ihrer Leser über dieses 3D-Problem berichten werden.

Wir können an dieser Stelle allen Betroffenen , für die 3D eine wichtige Anwendung darstellt, nur raten, weiter aktiv einzufordern, als Kunden vom Hersteller und / oder Händler ernst genommen zu werden und eine Erklärung für diese überraschenden Ergebnisse zu erhalten. Und wenn alles nichts hilft, sollte man diese Erfahrungen nicht vergessen, wenn man beim nächsten TV-Kauf wieder vor der Wahl steht, welchem Hersteller man sein Vertrauen entgegenbringt. Denn Fakt ist auch, dass andere Hersteller wie z.B. Panasonic und Toshiba in unserem Test das halten, was Kunden von FullHD-3D mit Shutter-Technologie erwarten, auch in niedrigen Preisklassen!

 

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